JfL 47

TITEL: Jahrbuch für fränkische Landesforschung, Bd. 47 (1987). XII u. 224 S., 82 Abb., Broschur
HERAUSGEBER: Zentralinstitut für fränkische Landeskunde und allgemeine Regionalforschung an der Universität Erlangen-Nürnberg
ISBN: 3-7686-9095-4


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Zum Inhalt

Erwin Riedenauer untersucht im Zusammenhang der Bearbeitung des Altlandkreises Gerolzhofen für den Historischen Atlas von Bayern Wüstungen zwischen Main und Steigerwald (S. 1-34), die Altararchitektur im Hochstift Würzburg des 18. Jahrhunderts wird von Erich Hubala vor allem anhand dreier signifikanter Fälle (Hochaltäre der Pfarrkirche von Stadt-Schwarzach, der ehemaligen Kartause von Astheim und der Stadtkirche St. Bartholomäus in Volkach) kunsthistorisch analysiert (S. 83-104), und Rainer Braun schildert Motive und Hintergründe von Garnisonsbewerbungen in Franken in der Zeit des Königreichs Bayern (S. 105-150). Gerade in diesem Beitrag wird natürlich auch Nürnberg berücksichtigt, war doch die alte Reichsstadt an der Pegnitz seit ihrer Okkupation im Jahre 1806 bayerische Garnisonsstadt.
Neben diesen umfangreichen Untersuchungen beschäftigen sich Hans Jakob mit den Orts- und Personennamen Vogast und Wogastisburc (S. 191-197), Heinz F. Friedrichs mit der lokalen und personellen Identifizierung von Walthers Minnelied "Under der linden" (S. 199-201) und Alfred Wendehorst mit dem Architekturensemble und Patrozinium Ara Coeli in Würzburg und Rom (S. 203-211).
Einen lockeren Bezug zu Nürnberg bietet die Arbeit von Edgar Baumgartl "Im Hause des Kommerzienrates", Schloß Ratibor in Roth um die Jahrhundertwende (S. 151-189). Er beschreibt detailreich die vom Repräsentationswillen des "Industriebarons" Wilhelm (von) Stieber umgestalteten Räumlichkeiten des ehemaligen ansbachischen Jagdschlosses. Im Auftrag Stiebers haben ausnahmslos Nürnberger und Münchener Firmen und Künstler gearbeitet (so die Lehrer an der Nürnberger Kunstgewerbeschule Friedrich Wanderer, Georg Leistner und Conradin Walther). Einen großen Beitrag zur Wandvertäfelung, die Conradin Walther als Mischung aus gotischen und Renaissanceformen im Nürnberger Stil gestaltete, lieferte die Nürnberger Möbelfabrik Johann Adam Eysser, 1845 in Bayreuth gegründet und nach der Bayerischen Landesausstellung 1882 mit einer Filiale im Pellerhaus beheimatet.
Ebenfalls stark auf Nürnberg ausgerichtet ist der Beitrag von Fritz Zink, Die benennbare Fernblick-Landschaft (S. 213-224). Er geht "dem Fernblick mit benennbarem Motiv" (S. 214) in der Landschaftsmalerei des Barock und des 19. Jahrhunderts nach. Ausgangspunkt hierfür ist Dürers Wiedergabe der Berghänge des Hetzles nördlich von Kalchreuth. Niederländische Flachlandschaften, Fernblick-Landschaften der Schweiz und der Donauebene bei Wien führen ihn hin zu Städteansichten des 19. Jahrhunderts. Hier steht die fränkische Metropole Nürnberg im Mittelpunkt (Werke von Philipp Heinrich Dunker, Caspar Burckhardt, Theodor Rothbarth, Friedrich Mayer und Friedrich Eibner).
Auch der zentrale Beitrag dieses Jahrbuches von Reinhard Seyboth über Markgraf Georg von Ansbach-Kulmbach und die Reichspolitik (S. 35-81) tangiert ein wichtiges Kapitel der Nürnberger Reichsstadtgeschichte. Seyboth verfolgt kenntnisreich die Politik "seines" Markgrafen von dessen Zeit am ungarischen Königshof und dessen Einsatz in der Territorialpolitik Schlesiens bis zum Tode als regierender Markgraf in Ansbach. In diese Ära fällt die Übernahme des lutherischen Glaubensbekenntnisses in den fränkischen Markgraftümern, angespornt vom Konfessionswechsel Albrechts von Brandenburg, der ein Bruder Georgs und der letzte Deutschordenshochmeister in Preußen war. Hierzu eine Anmerkung des Deutschordenshistorikers: Das Deutschordensland Preußen war zu keiner Zeit - wie Seyboth S. 49 bemerkt - Teil des Heiligen Römischen Reichs, die preußische Königskrone der Brandenburger Kurfürsten lag außerhalb des Reichs, erst im Zweiten Kaiserreich nach 1871 zählte Preußen zum Reichsverband. Die Ära des Markgrafen Georg war eine der wenigen Zeiten, in denen die Hohenzollern mit ihrer hartnäckigen Feindin Nürnberg gemeinsame Politik machten, und gerade diese wird von Seyboth schön herausgearbeitet. Nicht in territorialen Fragen, sondern in Fragen der Religions- und Reichspolitik fanden Markgraf Georg und die benachbarte Reichsstadt zusammen. Fulminantes religionspolitisches Ergebnis war die Nürnberg- Brandenburgische Kirchenordnung des Jahres 1533, Ausdruck der gemeinsamen Reichspolitik das Fernbleiben vom antikatholischen Kampfbündnis von Schmalkalden und ein geschicktes Lavieren zwischen lutherischen Glaubensgenossen und dem habsburgischen Reichsoberhaupt.


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