AUTOR: Friederichs, Heinz F. TITEL: Walther von der Vogelweide. Der Mensch in Zeit und Umwelt. Stand, Familie, Heimat Genealogie u. Landesgeschichte Bd. 32); 1979. 124 S., 16 Abb., 3 Stammtaf., Broschur ISBN: 3-7686-615-X
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Wer kennt nicht Gedichte dieses bedeutenden Minnesängers, nicht sein Deutschlandlied, nicht seine Elegie? Aber wer denkt daran, daß der Vogelweider auch der hervorragendste Herold der Staufer war, Diplomat und zugleich Sozialrevolutionär, der mit scharfen Worten Zustände bei Hof und in der Kirche geißelte, des "Reiches genialste Schandschnauze", wie ihn Peter Rühmkorf despektierlich, aber treffend bezeichnet hat. Was weiß man über Leben, Heimat, Familie, Stand? Anhand bisher unbekannter oder unbeachteter Quellen erhellt der Verfasser Walthers Lebensumstände und Wesenszüge. Er zeigt einen Menschen, der, durch fehlende Nestwärme, durch das Trauma einer Operation, durch soziale Isolation geprägt, dennoch überströmenden Herzens und beredten Geistes, aber auch kritischer Offenheit gegenüber politischen und sozialen Verhältnissen seine Mitwelt zu beeinflussen suchte. Vorfahren und Stiefahnen, vor allem der seelische Gleichklang mit einem bedeutenden Bruder, formen seinen Werdegang und sein Wesen mit. Kein Tiroler, kein Österreicher von Geburt, aber mit dieser Landschaft wie mit Franken, Thüringen und dem Mittelrhein verbunden, kein Ritter dennoch zur Anrede "Herr" berechtigt, konnten ihm weder ein einsamer Vogelweidhof noch eine hochgelegene Burg jenen Weitblick vermitteln, der ihn die Wende seiner Epoche erkennen ließ. Ein ungewöhnlicher Mensch, dessen Wesen und Wirken aus den hier erhellten Gegebenheiten zu deuten ist. Historiker und Literaturwissenschaftler, aber auch Soziologen, Psychologen und Mediziner werden diesem Buch Beachtung schenken; vor allem sind Genealogen angesprochen, denn Walthers Halbschwester Gisela ist Ahnfrau unzählig heute Lebender.
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